Von der Kantate BWV 14 «Wär Gott nicht mit uns diese Zeit» weiss man, dass Bach sie sehr bewusst komponieren wollte. Denn er hätte am 4. Sonntag des Jahres 1735 auch ohne weiteres seine auf dieselbe Perikope lautende Kantate BWV 81 «Jesus schläft, was soll ich hoffen» erneut aufführen können. Der Thomaskantor hatte jedoch offensichtlich die Absicht, die Reihe der Choralkantaten zu vervollständigen, weil dieser Sonntag im Jahre 1725, als er den Jahreszyklus schuf, aufgrund des früh gelegten Osterfests fehlte. Ohne eine gewisse Zuversicht, dass die Choralkantaten seine eigene Wirkungszeit überdauern würden, hätte er es wohl sein lassen. Komplettierung, Abrundung, laufende Verbesserung, Schaffung eigentlicher Chefs d‘Œuvre des Weihnachtsoratoriums oder der h-Moll-Messe: Das wirft ein anderes Licht auf die Person Bach als jenes Bild des Sonntag für Sonntag tretmühlengleich eine Kantate nach der andern abliefernden Thomaskantors. Entsprechend einzigartig, selbstbewusst, ist der kontrapunktisch komplexe Eingangschor der Kantate gestaltet: Bach wusste und wollte zeigen, was er kann. Die hohe, reife Kompositionskunst zieht sich durch Rezitative und Arien bis zum Schlusschoral durch.

«Diese Zeit» ist das Thema schlechthin unseres Reflexionsreferenten Eduard Kaeser. Seine philosophischen Betrachtungen zum Zeitgeschehen in der NZZ und anderswo erfreuen sich grosser Beliebtheit. Denn sie sind lehrreich, weiterführend und gut verständlich. Was der Physiker der metaphysischen Textvorlage von BWV 14 abgewinnen wird, könnte überraschend ausfallen. So jedenfalls kennen wir den Naturwissenschafter Kaeser.

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