Derweil im Osten Europas das Böse triumphiert und seine reale und persistierende Existenz in der Welt unter Beweis stellt, stürzt in der Kantate BWV 19 der Erzengel Michael die «rasende Schlange, den höllischen Drachen» kraft- und lustvoll aus dem Himmel in die Finsternis. Finsternis – ist damit die Welt gemeint? Damit ist die Thematik der kommenden Appenzeller Bachtage ausgebreitet. Unter dem Motto «licht und dunkel» findet vom 17. bis zum 21. August 2022 eine Auseinandersetzung in Wort und Klang zu dieser bedrängenden Frage statt. Sie können das Generalprogramm unter bachtage.ch abrufen. Wir freuen uns über Ihre Kartenbestellungen (an unsere Geschäftsstelle oder auch über den Ticketshop, aufrufbar über www.bachtage.ch/serviceinfos); bringen Sie auch durchaus nicht bachaffine Bekannte und Freunde zu unseren Anlässen – es erklingt auch viel Musik anderer Komponisten!

Nach diesem Werbespot nun aber etwas detaillierter zur Bachkantate BWV 19 «Es erhub sich ein Streit». Der Eingangschor ist ein «Dies Irae» in Dur. In einem apotheotischen Strudel sondergleichen triumphiert das Gute über das Böse – Endzeit. Der verbleibende grosse Rest der Kantate handelt dann davon, dass es noch nicht ganz so weit ist und uns das «Brüllen (des Drachen) schrecket», weshalb Engel an unserer Seite stehen müssen, damit «Leib und Seele zugedecket» bleibt. Das Gegenstück des Eingangschors ist die unsäglich schöne Tenorarie Nr. 5 «Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir», in die Johann Sebastian Bach den Sterbechoral «Ach Herr, lass dein lieb Engelein» (bekannt als Schlusschoral der Johannespassion) hineinwebt und von einer zarten Trompete spielen lässt. Ein musikalisch-theologisches Ereignis in sich selbst! Die Kantate schliesst mit der von Bach überaus geschätzten Choralmelodie von Psalm 41 aus dem Genfer Psalter.

Mit Philipp Theison, Professor für Deutsche Literatur an der Universität Zürich und Literaturkritiker bei der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», konnten wir einen Reflexionisten gewinnen, der sich logisch einfügt in die Reihe der an den Appenzeller Bachtagen ebenfalls anwesenden Philosophen Svenja Flasspöhler, René Scheu und Peter Sloterdijk. Das Thema «licht und dunkel» verdient es, von hellen Köpfen beleuchtet zu werden…

In eigener Sache gilt es über eine wesentliche Veränderung in der Führung der Geschäftsstelle der J. S. Bach St. Gallen AG zu berichten. Auf Ende Jahr wird der Wechsel von Herrn Xoán Castiñeira zu Frau Anne-Kathrin Topp erfolgen. Frau Topp kommt aus Davos zu uns. Sie betreut dort bis Ende Saison als Geschäftsführerin das Davos Festival und war zuvor in verschiedenen Bereichen des internationalen Kulturmanagements tätig. Herr Castiñeira wird künftig ein Teilpensum im digitalen Bereich der Internationalen J. S. Bach-Stiftung übernehmen.

Mit den besten Wünschen für sonnige Hochsommertage und in Vorfreude auf das Wiedersehen bei den Bachtagen!