Zwischen der doppelten Aufführung der gleichen Kantate bieten die Konzerte der J. S. Bach-Stiftung eine Reflexion. Sie schlägt eine Brücke vom Barocktext in die Gegenwart und eröffnet einen weiteren Zugang zum Werk. Konzertbesucher bestätigen immer wieder diese positive Wechselwirkung von reflektierendem Wort und Musik. Zeitgenossinnen und Zeitgenossen mit ganz unterschiedlichem Hintergrund reagieren auf Bachs Musik, greifen Stichworte aus dem Kantatentext auf und verbinden sie mit ihrer eigenen Denk- und Erfahrungswelt. Diese sehr persönlichen Kurzreferate von rund einer Viertelstunde bilden eine sinnreiche Ergänzung zu der auf die theologisch-musikalische Hintergründe ausgerichteten Werkeinführung.
Die Auswahl der Referentinnen und Referenten liegt bis Ende 2023 in der Verantwortung von Dr. Arthur Godel. Hans Magnus Enzensberger, Sybille Lewitscharoff, Urban Federer, Aleida Assmann sowie rund 170 weitere sogenannte Reflexionistinnen und Reflexionisten folgten den Einladungen des Kulturredakteurs Arthur Godel, der bis zu seiner Pensionierung 2008 hauptberuflich als Programmleiter von DRS 2 wirkte. Nun findet sein offizielles Engagement bei der J. S. Bach-Stiftung ein Ende, mit dem sicheren Gefühl, eine mehr als passende Nachfolgerin für die kommenden Jahre gefunden zu haben.
Barbara Bleisch übernimmt die Intendanz für die Reflexionen mit der Konzertsaison 2024. Barbara Bleisch hat bereits zahlreiche infrage kommende Persönlichkeiten für Reflexionen mit Spannungspotenzial vorgesehen: «In den Reflexionen soll über die Kantaten hinaus über unsere Zeit und unser Dasein nachgedacht werden. Mein Anspruch ist es, Stimmen zu Wort kommen zu lassen, die die Ränder unseres Denkens dehnen und uns auf einen intellektuellen Höhenflug mitnehmen. Die Abende sollen weiterhin Sinn und Verstand gleichermassen berühren, wie dies die Aufführungspraxis des Projekts schon viele Jahre vorsieht – und vielleicht da und dort auch für eine Überraschung sorgen.» Ihr ist wichtig, dass Menschen jeden Alters und Hintergrunds im Sinne des Stiftungszwecks angesprochen werden.
Die Reflexionen wurden bis 2019 in gedruckter Form (bis 2012 in Buchform, danach als Einzeldruckausgaben) publiziert. Ab Anfang 2019 ersetzen wir diese Publikationsform durch ein kostenloses Angebot auf unserer Bachipedia-Plattform.