Unvergessen ist gewiss noch die Aufführung der weltlichen Kantate «Weichet nur, betrübte Schatten» BWV 202 an ungewohntem Orte, nämlich im Festsaal des St. Galler Hotels Einstein, mit der Sopranistin Carolyn Sampson; noch klingt «Ich geh und suche mit Verlangen» BWV 49 von Ende Oktober in Trogen nach, und nun warten wir auch im November mit einer Kantate auf, welche die Vermählung thematisiert. Diese gewisse inhaltliche Häufung erlaubt, nicht ganz unbeabsichtigt, einen Vergleich zwischen den verschiedenen Stücken und der Herangehensweise, mit der Bach Ähnliches verarbeitete. Es wird unsere Konzertbesucher nicht überraschen, dass auch «Ach! Ich sehe, itzt, da ich zur Hochzeit gehe» BWV 162 noch einmal völlig anders und absolut eigenständig die Vereinigung des Menschen mit seinem Gott angeht. Die Sopranistin Julia Doyle musste krankheitsbedingt ihren Auftritt an unserem Kantatenkonzert absagen. An ihrer Stelle singt Gerlinde Sämann.

Nach einer betont theologischen Reflexion vom Monat Oktober wird sich diesmal ein Theaterwissenschafter und -praktiker des für heutige Ohren gewöhnungsbedürftigen Barocktextes annehmen. Richard Emanuel Weihe hat sich an der privaten Universität Witten/Herdecke habilitiert und ist heute am Teatro Dimitri in Verscio/TI tätig. Ob er dem nicht ganz untheatralischen Text Salomon Francks seine eigene Dramaturgie verpassen kann?

Wir freuen uns sehr, Ihnen das Programm für das Jahr 2018 vorlegen zu können. Bitte stöbern Sie darin und lassen Sie sich schon von den neun weiteren Bach-Kantaten und den weiteren musikalischen Höhepunkten inspirieren. Ja, 9, nicht 11. Weshalb? Erstens, weil uns die Besteigung eines nächsten Himalaya-Gipfels bevorsteht, die Johannespassion (am 9. März in St. Gallen, am 11. März in Zürich und am 13. Mai in Schaffhausen). Zweitens, weil wir Ende April keine Bach- , sondern eine Lutz-Kantate aufführen werden. Uraufführen! Nämlich eine Choralkantate in Bach‘schem Stil von unserem musikalischen Leiter Rudolf Lutz über die «Ode an Gott», komponiert vom Ausserrhoder Landesfähnrich Johann Jakob Tobler (1777–1838) und gedichtet von der deutschen Dichterin Caroline Rudolphi (1753–1811), den Schweizern unter Ihnen als «Landsgemeindelied» geläufig. Das Libretto zu dieser Kantate hat Pfarrer Karl Graf verfasst; von seiner aktiven Mitwirkung nehmen wir bei dieser Gelegenheit Abschied.

Auch sollten Sie ein genaues Auge auf die jeweiligen Örtlichkeiten werfen. Trogen wechselt sich häufiger mit anderen Lokalitäten ab. Grund: der immer noch bevorstehende Umbau des Landsgemeindeplatzes. Zudem finden nun ja schon zum dritten Mal die «Appenzeller Bachtage» mit Mittelpunkt in der Nachbargemeinde Teufen und seiner lichten Grubenmannkirche statt. Ausserdem werden wir für die weltliche Kantate «Mer hahn en neue Oberkeet» BWV 212, bekannt als «Bauernkantate», über die Wipfel und Gipfel des Toggenburgs entweichen: in die herrlichen Räumlichkeiten des von Herzog und de Meuron gebauten Bergrestaurants auf dem Chäserrugg (2262 m ü.M.).

Tragen Sie sich die Daten in Ihre Agenda ein. 2018 wird ein Kantatenjahrgang ohne Hochzeiten, aber mit viel Höhepunkten sein.