Kantate zum 16. Sonntag nach Trinitatis, für Sopran, Alt, Tenor und Bass, Vokalensemble, Horn, Oboe I+II, Streicher und Basso continuo
Bachs Kantaten zum 16. Sonntag nach Trinitatis sind entsprechend der Evangelienlesung (Luk. 7, 11-17) vom Gedanken der Todesnähe und Jenseitserwartung durchzogen. Bachs aus dem Jahr 1726 stammende Vertonung kombiniert in ihrem Eingangschor kommentierende Einschübe mit dem zeilenweisen Vortrag des von Ämilie-Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt gedichteten Liedes, das angesichts des schwerblütigen Passionsduktus des Orchesters fahle und tragische Züge ausbildet. Auch die mit Orgelsolo und Oboen da caccia exquisit instrumentierte Arie «Willkommen will ich sagen» sowie das mit dramatischen Bewegungskontrasten ausgestattete Basssolo «Gute Nacht, du Weltgetümmel» gewinnen dem Text höchst individuelle Lösungen ab. Selten in Bachs Musik wird das himmelsfreudige Loslassen so auf die Spitze getrieben wie im exaltierten «Flügel her!» des zentralen Sopranrezitativs. Anrührend wirkt das Bekenntnis zur älteren Thomanertradition, das Bach mit dem von Johann Rosenmüller (1652) übernommenen abschliessenden Choralsatz ablegte.