Kantate zum 8. Sonntag nach Trinitatis, für Alt, Tenor und Bass, Vokalensemble, Corno, Oboe I+II, Streicher und Basso continuo
Justus Jonas‘ altreformatorisches Psalmlied «Wo Gott der Herr nicht bei uns hält» legte Bach im Rahmen seines Choraljahrgangs 1724/25 dem Beitrag zum 8. Trinitatissonntag zugrunde. Dabei entwirft der von schroffen Orchestergesten und lautmalerischen Koloraturen geprägte Eingangschor ein Bild tapferen Ausharrens im entfesselten Sturm, das sich in der meisterlich kantigen und teils ebenfalls naturinspirierten Arienmotivik fortsetzt. Die Konsequenz, mit der die Liedsubstanz auch in den Folgesätzen als Litaneieinwurf, Choralbearbeitung oder Zeilenzitat präsent bleibt, lässt das altvertraute Singen als gemeinschaftsstiftende Dimension erkennen und legt so die zentrale Intention hinter Bachs Jahrgangsprojekt offen. Mit den in der Tenorarie enthaltenen Angriffen gegen die «taumelnde Vernunft» provoziert die Musik hingegen Fragen nach der Gewichtung von Rationalität und Vertrauen, denen auch wir uns stellen dürfen.