«Actus tragicus» (Trauermusik), für Sopran, Alt, Tenor und Bass, Blockflöte I+II, Viola da gamba I+II und Basso Continuo
Albert Schweitzer hätte gern für mehr Stücke dieser Art auf den Rest des Bach’schen Kantatenoeuvres verzichtet – im Diskurs der Mendelssohn-Zeit galt «Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit» gar als Beweis dafür, dass Bachs Musik jeden Raum in eine Kirche zu verwandeln vermag. Dabei ist das nur für Singstimmen, Blockflöten, Gamben und «Fondamento» gesetzte und womöglich einem Mühlhäuser Ratsherrn gewidmete Stück noch gar keine moderne «Kantate», sondern ein allein auf Bibeltext und Choral gegründetes und abschnittsweise durchlaufendes «Geistliches Concert». Was Bach jedoch aus den sorgsam kompilierten Schriftworten und Vertonungstopoi einer «stillen» Begräbnisandacht macht, ist musikalische Weltliteratur und Vollendung der Tradition in einem und in ihrer poetischen Präzision die vielleicht grossartigste musikalische «Novelle» von seiner Hand.